„Die Strukturen im Tourismusbereich sind sehr antiquiert“, sagt Marvin. „Ich habe in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen, dass die Branche mit der Digitalisierung komplett überfordert ist. Viele wollen mehr machen, aber das Know-how fehlt.“ Kein Wunder also, dass Marvin in seiner Masterarbeit bei uns an der MSD, der Münster School of Design, ein Beratungstool für den Einzelhandel – Reisebüros, kleinere Reiseveranstalter, Ketten und Franchisegeber – entwickelt hat. Das Ganze unter dem Stichwort „Tourismus Turn“. Denn während seines Studium bei uns hat er sehr viel mitgenommen, was Konzeptionelles und strategisches Denken angeht, sagt er. „Ein grundlegendes Verständnis, wie man an die Dinge oder an Problemstellungen herangeht. Das kommt mir im Job zugute.“
Unterwegs mit dem Hubschrauber oder auf einer Yacht: Bei seinem Job bekommt er viel zu sehen. (Oben: El Gouna, Ägypten, unten: Stellenbosch, Südafrika)
An „Tourismus Turn“ arbeitet er jetzt gerade weiter, während er am Palmenstrand von Hudhuranfushi seine Füße im Sand vergräbt. Das hört sich wie ein Klischee an – aber für Marvin ist eine solche Umgebung fast schon Alltag. „Reisen verbinde ich mittlerweile mit dem Job. Ich laufe immer mit dem Kamera-Blick durch die Welt. Teilweise versaut man sich das Reisen wirklich damit, da muss man dann umschalten können.“ Er muss kurz grinsen. „Ich weiß, das ist ein hartes Luxusproblem.“ Umso mehr freut er sich, wenn es auch mal wieder nach Hause geht, und er seine Familie, enge Freunde und die gemeinsamen Katzen wiedersieht. Oder wenn er komplett neue Länder kennenlernt. „Je exotischer, desto interessanter.“
Mittlerweile bleibt Marvin lieber länger in einem Land, um die Kultur und Leute besser kennenzulernen. (Oben: Meteora, Griechenland, unten: Livingstone, Sambia)
Vor sechs Jahren fasste Marvin in der Tourismusbranche Fuß, da war er gerade bei uns im zweiten Semester Kommunikationsdesign. Damals hat er vor allem Luxus- und High-End-Unterkünfte besucht und fotografiert. Mittlerweile zieht er Roadtrips und selbstständig organisierte Aufenthalte – dann sind es schon mal drei Monate in einem Land – den durchgetakteten Produktionsreisen – zwei Tage bis zwei Wochen an einem Ort – vor. „Ich erlebe lieber einen Ort intensiv, als ständig hin und her zu wechseln.“ Dann erledigt er konkrete Aufträge wie Promo-Videos oder Shootings und sammelt generell Film- und Foto-Content, den Reisebüros und -veranstalter vielfältig einsetzen können. Seine Freundin Maren ist gleichzeitig seine Geschäftspartnerin und sorgt für lebendige und authentische Texte sowie kreative Ideen. „Vor allem sonnige Länder finden wir super. In Südamerika war ich noch gar nicht ... Aber ich hätte auch mal Bock auf ‘ne Camper-Tour durch Skandinavien.“
Von Theresa Gerks