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Feminismus und Feminismen

Feminismus ist sehr vielfältig und unterscheidet sich in seinen Strömungen. Die gemeinsamen Grundanliegen sind aber Selbstbestimmung und Gleichstellung für alle sowie eine Haltung gegen Sexismus. Die Vielfalt der verschiedenen Feminismen bietet zum einen Potenziale für die Gestaltung des gegenwärtigen sozialen Wandels, stellt Feminist*innen jedoch auch vor die große Herausforderung sich teilweise positionieren zu wollen/zu müssen. Die unterschiedlichen Feminismen sind zum Teil nicht starr, sondern befinden sich in einem Wandel. Im Folgenden soll eine Übersicht über einen Ausschnitt der bestehenden Feminismen gegeben werden.

- Anhänger*innen des liberalen Feminismus fordern Gleichheit unabhängig vom Geschlecht und kritisieren daher die geschlechtliche Ungleichheit in Gesellschaften und Demokratien. Ein Genderkonzept hat dieser Feminismus nicht wirklich. Teilweise wird dem liberalen Feminismus eine Nähe zum Neoliberalismus vorgeworfen, was auch an seiner oft ökonomischen Argumentation liegt. Kernthemen sind nämlich unter anderem die berufliche Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

- Der sozialistische Feminismus übt Kritik über strukturelle Ungleichheit nach Geschlecht, Klasse und Rasse innerhalb kapitalistischer Strukturen aus. In der Kritik steht unter anderem das Phänomen unbezahlter Care-Arbeit. Feministische Veränderungsforderungen zielen hier auf strukturelle Veränderungen des Kapitalismus und dem damit zusammenhängenden Patriarchat ab.

- Der Differenzfeminismus geht (teilweise radikal) von einer Geschlechterdifferenz aus. Somit wird der Gleichheitsgedanke eher kritisiert. Die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden in das Zentrum gerückt. Dabei werden die unverzichtbaren Aspekte der Weiblichkeit hervorgehoben. Es heißt beispielsweise, dass Frauen für Fürsorge und Frieden stehen.

- Der intersektionale Feminismus berücksichtigt unterschiedliche Ungleichheiten innerhalb einer Lebensrealität. Demnach ist ein Mensch nie nur Frau*, nur arm, nur lesbisch/bi*/asexuell, nur schwarz etc. Der intersektionale Feminismus betrachtet die Abhängigkeit und Wechselbeziehung unterschiedlicher Diskriminierungsformen. Wenn beispielsweise eine schwarze ältere Frau Sexismus erfährt, ist dieser ein anderer als der, den eine weiße junge Frau erfährt.

- Der queere Feminismus, auch Queerfeminismus, übt radikale Kritik an Heteronormativität und Binarität aus. Auch dieser Feminismus ist teilweise intersektional ausgerichtet. Er geht von einer differenzierten Bandbreite der Geschlechter und Sexualitäten aus. Weitere Themen sind Konsumkritik, Körper, sexuelle Gewalt und sexuelle Kommerzialisierung.

Feminizid/Femizid

Als Femi(ni)zide werden Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen durch Männer aufgrund ihres Geschlechts bezeichnet. Häufig werden die beiden Begriffe Feminizid und Femizid synonym verwendet. An anderer Stelle werden die Begriffe jedoch voneinander abgegrenzt. So wurde der Begriff Femizid von der US-amerikanischen Soziologin Diana Russel geprägt (1976) und seither verwendet um auf die Ermordung von Frauen aufgrund von Hass, Verachtung, Vergnügen oder Machtgefügen – also eine frauenfeinliche Ermordung – aufmerksam zu machen. Mit dem Begriff Feminizid forderte die mexikanische Anthropologin Marcela Lagarde zusätzlich auf die gesell-schaftliche bzw. strukturelle Problematik dahinter aufmerksam zu machen. Das Element der Straflosigkeit und institutionellen Gewalt aufgrund fehlender Rechenschaftspflichten wird ergänzt.

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