Im Rahmen des Master-Superstudios "Palliativ-Care Schwellen zum sanften Licht" fand dieses Semester unter der Betreuung von Prof. Blumfeld Hanada ein Wettbewerb zum Neubau einer Palliativstation am Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster statt.

Initiiert durch den Verein Domfreunde Münster e.V. startete bereits letztes Jahr eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der FH Münster. Neben dem FB Wirtschaft, die Konzepte für die Finanzierung entwickelte,  entwarfen Design-Studierende ein Kampagnenlogo und Studierende aus dem FB Gesundheit steuerten Informationen zu notwendige Kriterien für Palliativstationen bei. Erste Ideen zur architektonischen Umsetzung entwickelten MSA-Studierenden bereits unter der Betreuung von Prof. Victor Mani. Nun wurden konkrete architektonische Entwürfe in Rahmen des Wettbewerbs unter dem Titel "Schwellen zum sanften Licht" vorgeschlagen. Eine Jury, bestehend aus 8 MitgliederInnen vergab einen 1., 2. und 3. Platz und zusätzlich spontan zwei Anerkennungen an unsere MSA-Studierenden. 
(MitgliederInnen der Jury: Designer Dieter Sieger als Vorsitzender, Prof. Kazu Blumfeld Hanada, die Architekten Prof. Peter Wilson und Prof. Martin Korda, Dr. Wolfgang Clasen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Herz-Jesu-Krankenhaus, Elke Bertels-Janett, Leiterin der Palliativstation, Tobias Krüer vom Krankenhausträger St. Franziskus-Stiftung Münster und Dr. Ulrich Müller, Vorsitzender des Fördervereins Herz-Jesu-Krankenhaus.

Trotz den momentanen Einschränkungen war es möglich die  Wettbewerbsbeiträge an der Hochschule zu präsentieren, sodass eine direkte Diskussion und Entscheidung zwischen den JurymitgliederInnen möglich war. 

"Es war sehr eindrucksvoll und berührend, wie tiefgehend und verständig die jungen Architekten sich mit dem Thema Palliativmedizin beschäftigt haben. Herausgekommen sind durch die Bank Entwürfe auf sehr hohem Niveau," sagte Dr. Wolfgang Clasen, Chefarzt der Palliativstation am Herz-Jesu-Krankenhaus zeigte sich mehr als zufrieden mit den Ergebnissen.

1. Platz: Shari Brunsmann, Jan Bröker, Juan González Blanco

Im Siegerentwurf von Shari Brunsmann, Jan Bröker und Juan González Blanco ist der Titel des Wettbewerbs Programm: Schwellen zum Licht.

Den PatientInnen weiterhin große Verbundenheit zur Außenwelt geben zu können, ist ebenso ein großes Ziel, wie eine warme und schützende Architektur zu schaffen. Auch der Wunsch von Funktionalität und Geborgenheit war im Entwurfsprozess immer präsent.

Das Thema Sonnenlicht bringt sich durch gezielt ausgerichtete Oberlichter in das Gesamtkonzept mit ein und ermöglicht den PatientInnen die Tageszeit durch Licht- und Schattenspiel zu erfahren. Eine frei sichtbare Holzkonstruktion des Daches bringt ein vertrautes und warmes Material in ein insgesamt reizarmes Materialkonzept ein und wirft beruhigende Schatten des Sonnenlichts an die Wände der Patientenzimmer. Um eine bestmögliche Funktionalität gewährleisten zu können, war es wichtig die 10 Patientenzimmer auf einer Ebene in direkter Abhängigkeit zum Pflegestützpunkt unterzubringen.

Im Rahmen des Superstudios "Palliative Care" beschäftigen sich die Studierenden in dem Wahlmodul "Die Architektur palliativer Räume: soziologische Impulse" unter der Betreuung von Prof. Dr. Oliver Bierhof auch mit soziologischen Aspekten zum Thema der Palliativstation und erstellten auf dessen Grundlage ein Raumbuch, das eine große Rolle im Entwurfsprozess spielte.

Der soziologische Input gab Anregung den Entwurf von einer anderen Seite zu sehen und neue Erkenntnisse mit einfließen zu lassen. Die Architektur ist für die Soziologie ein sehr wichtiger Bereich, denn nach den EntwurfsverfasserInnen, formt den Menschen und sein Leben nichts mehr, als die Architektur. Ein intimes Umfeld ist vielen Menschen, die sich im Sterbeprozess befinden, besonders wichtig, weshalb sich dies auch im Raumkonzept wieder findet. Es gibt klar erkennbare öffentliche Bereiche, wie den Empfang und das Wohnzimmer, die immer genutzt werden können, wenn sich der Patient danach fühlt. Diese stellen aus soziologischer Sicht die Stadt dar, also die Makroebene. Abzweigend von diesem öffentlichen Bereich, gelangt man in Nischen, die einen privateren Eingang zu den einzelnen Patientenzimmern bilden, welche hier die Makroebene darstellen. Dieser Aspekt und dass jedes Patientenzimmer eine eigene Loggia hat, halten das Maß an Privatsphäre sehr hoch, sodass der schwerst kranke Mensch sich komplett auf sich selbst besinnen kann. Die Loggien bilden aus soziologischer Sicht einen sehr wertvollen Bereich der Station. Auf der einen Seite bilden sie eine direkte Verbindung zum Außen, zum Leben außerhalb der Palliativstation und der Gesellschaft, auf der anderen Seite geben sie dem Patienten aber auch die Möglichkeit, vielleicht das letzte Mal in seinem Leben, die Sonne auf der Haut zu spüren.

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